Der vergessene Interview-Partner: die Zielgruppe

Sie freuen sich wie ein Schneekönig, den Held oder die Heldin Ihrer Hollywood-Träume – nennen wir sie stellvertretend Orlando Bloom oder Scarlett Johansson – einmal live und in Farbe vor sich zu haben? Ihnen endlich einmal alle Fragen stellen zu können, die Sie schon immer auf dem Herzen hatten? Vielleicht sogar mit stolzgeschwellter Brust vor Freunden damit anzugeben, wen Sie Tolles, Bekanntes, Weltberühmtes auf Ihrer Interviewliste haben?

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Der Sinn eines Interviews: Unterhaltung und Information der Zielgruppe

Wunderbar, wenn Sie aus dem Job persönliche Befriedigung ziehen, denn so macht Geldverdienen doppelt Spaß. Und sollten dann auch noch die Interviewpartner Freude an Ihren Fragen haben, ist das sicher auch nicht ganz ungünstig. Aber: Haben Sie da nicht etwas, oder besser gesagt: jemanden, vergessen? Die Rechnung ohne den Wirt gemacht? Haben Sie bei aller persönlichen Begeisterung immer Ihre Zielgruppe auf dem Schirm! Ein Interview ist schließlich kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Ziel: die Leserschaft – je nachdem, ob es sich um ein Interview zur Person oder zur Sache handelt, je nachdem, wen Sie wozu befragen – zu unterhalten oder zu informieren, vielleicht sogar beides.

Welche Fragen würde Ihre Zielgruppe im Interview stellen?

Als Journalist treten Sie in der Regel nicht als Privatperson auf, sondern als Repräsentant Ihrer Zeitschrift oder Ihrer Zeitung. Und Sie führen das Interview für deren Leserschaft. Einer Leserschaft, die anders als Sie nicht die Möglichkeit hat, das Objekt ihrer Bewunderung persönlich zu treffen und zu befragen. Die Fragen stellen Sie also quasi stellvertretend für die Leser. Also halten Sie bei der Vorbereitung des Interviews immer auch bestimmte Fragen im Hinterkopf:

  • Was würde die Zielgruppe wohl vom Interviewpartner wissen wollen?
  • Hat die Zielgruppe eventuell schon ein Vorwissen zu dem Thema des Interviews?
  • Gibt es vielleicht Vorurteile, die Sie mit dem Interview bearbeiten können? Worin könnte die Betroffenheit der Leser bestehen?

So könnten Sie zum Beispiel einen unter den Empfängern vertretenen Standpunkte einnehmen, der durch den Befragten widerlegt oder auch bestätigt werden kann.

Die Zielgruppe bestimmt den Inhalt des Interviews

Wenn ich ein Interview führe, sehe ich mich als Mittler zwischen den Prominenten und deren Fans – und das jedes Mal auf die Schnittmenge der Fans zugeschnitten, die just die Zeitschrift lesen, für die ich das Interview gerade führen darf. Trendige Twens in urbaner Umgebung interessiert mit Sicherheit etwas anderes als die konservative Damenwelt 50 plus auf dem Lande – das liegt in der Natur der Sache und sollte dementsprechend auch in Ihren Fragen Niederschlag finden. Oder, wie es Content-Marketing-Profi Miriam Löffler („Think Content!“) in anderem Zusammenhang formuliert: „Was relevant ist, entscheidet die Zielgruppe.“